Die Blutegeltherapie ist eine potente Therapieform.

Aus meiner Sicht gehört sie aber in die Hände eines fundiert ausgebildeten Behandlers, um die Indikation für eine Anwendung auch zu stellen.

Diese Therapie ist über 100 Jahre alt und wurde in den Jahren der Industriealisierung und der Etablierung der "modernen" Medizin aber weitgehend vergessen.

Es gibt bewährte Indikationen für eine Anwendung, auch experimentelle Anwendungen sind im Rahmen einer sorgfältigen Indikationsstellung möglich.

Die Blutegeltherapie ist sehr zeitaufwendig, daß ist nicht nur dem Umstand geschuldet, daß man mit lebendigen tierischen Therapeuten arbeitet, sondern auch dem Umstand, daß die Anwendung selbst nicht in 5 Minuten sondern in eher +/- 90 Minuten vonstatten geht.

Meist ist der Patient ca. 2 Stunden in unseren Praxisräumen.

Die Egel haben verschiedene Phasen des Saugens, Phasen die für den Therapieerfolg wichtig sind, somit sollte man dies nicht zeitlich effizienter gestalten. Dies ist auch der Grund warum von vielen Ärzten diese Therapie, trotz Anerkennung der Symptomverbesserung nicht angeboten wird. 

Generell führe ich fast nie eine Behandlung ohne eine vorherige Anamnese bzw. ein Vorgespräch zur Stellung der Indikation, aber auch zur Aufklärung über den Behandlungsablauf durch. Meiner Meinung nach sollten die Patienten einerseits wissen wie die Therapie durchgeführt wird und wie sich sich darauf vorbereiten sollten; andererseits deren Chancen kennenlernen, bzw. auch die Limitationen des Therapieverfahrens ehrlich aufgezeigt bekommen. Zum Beispiel: Aus meiner Sicht kann man eine radiologisch gesicherte Arthrose mit Egeln nicht rückgängig machen, aber eventuell die Beschwerden dadurch lindern.

Die Wirkung der Behandlung ist intraindividuell stark unterschiedlich, die Erfahrungen zeigen aber das eine einmalige Anwendung die Linderung gebracht hat,  nach einer Wiederholung eine tendentiell längere Symptomenverbesserung zeigt.  Nach einer ersten Behandlung je nach Lokalisation z.B. Knie mit z.B. 4 Egeln, kann bei guter Verträglichkeit in der nächsten Sitzung im Sinne einer Dosiserhöhung auch mit sechs Egeln therapiert werden. Dies entscheide ich aber immer in Abstimmung mit dem Patienten und deren eigenem Eindruck vom Therapieerfolg und auch dem Verlauf der Behandlung.

Bisher kann ich von keinen ungewöhnlichen Nebenwirkungen der Behandlung berichten, alle angewendeten Egel kommen aus einer Zucht und sind somit so therapiesicher wie es ein lebendes Individuum nur sein kann.

Die Therapie findet bei uns in der Praxis statt. Der Patient ist zu keinem Zeitpunkt "alleingelassen", wir kümmern uns um eine gute Versorgung der unvermeidlichen aber auch therapeutischen Nebenwirkungen i.S. einer Nachblutung, machen einen möglichst suffizienten Verband und geben für den ersten Verbandswechsel auch die nötigen Materialien mit.

Ein Kontakt am folgenden Tag ist unsererseits gewünscht, einerseits um die Entwicklung der Symptome zu besprechen, andererseits um dem Patienten bei eventuellen Schwierigkeiten im Management der Bißstellen unterstützend zur Seite zu stehen.  Hierzu gibt es eine Mobiltelephonnummer die den Patienten entsprechend ausgehändigt wird.

Zusammenfassend:

Die Therapie ist potent, aber für alle aufwändig und sollte in geschulte Hände, um auch in allen Situationen eine korrekte Indikation, kompetente Betreuung und professionelle Nachbehandlung zu gewährleisten.